Politik

Schriftsteller Barnes kritisiert Brexit-Chaos

Fahnen von EU und Großbritannien
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Der englische Schriftsteller und Träger des Booker-Preises, Julian Barnes ("Vom Ende einer Geschichte", "Die einzige Geschichte"), hat das Scheitern der dritten Abstimmung über Theresa Mays Brexit-Deal am Freitag scharf kritisiert. "Es macht mir Angst. Es macht mich wütend und traurig über all diese Zeitverschwendung, die Inkompetenz und dass wir vor den Augen der restlichen Welt ein so erbärmliches Beispiel für eine Demokratie abgeben", sagte Barnes der "Welt am Sonntag".
Er sei skeptisch, dass Neuwahlen irgendetwas lösen würden. "Das könnte immer und immer wieder auf ein Parlament hinauslaufen, das sich gegenseitig blockiert", sagte der 73-Jährige der Zeitung. Er zeigte Verständnis dafür, wenn die EU die nach wie vor unklare Lage in Großbritannien nicht weiter so hinnehmen würde. "Noch eine Möglichkeit wäre, dass Europa jetzt einfach die Geduld verliert und sagt: `Kein weiterer Aufschub - Ihr seid raus`", sagte er der Zeitung, "und wir könnten euch Europäern kaum übel nehmen, wenn ihr das machen würdet." Barnes hat sich immer vehement gegen den Ausstieg Großbritannien aus der EU ausgesprochen. Er gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftsteller Großbritannien. Ungeachtet seines Ärgers über das gegenwärtige Unvermögen des britischen Parlaments, hält er wenig davon, die politischen Turbulenzen in einem Roman zu beschreiben. "Nur weil Schriftsteller zweieinhalb Jahre all die Wirren der Brexit-Debatten ertragen haben, müssen sie sich deshalb nicht verpflichtet fühlen, auch noch einen Brexit-Roman zu schreiben", sagte er der "Welt am Sonntag". So verständlich es sei, wenn Autoren ihre Wut über politische Missstände in ihren Büchern artikulierten, wie es während der Regierungszeit Margaret Thatchers häufig geschah, würde er selbst davon Abstand nehmen. "Welchen ästhetischen und literarischen Wert sollte ein Brexit-Roman haben?", fragte Barnes in der "Welt am Sonntag".
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